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Gemeinsam für die Hochheide: Wie Studierende im Sauerland Naturschutz und Tourismus verbinden

Blogteam

Die Hochheide bei Niedersfeld ist ein beliebtes Ausflugsziel und spielt eine wichtige Rolle für den Tourismus. Sie bietet Wanderwege wie den Goldenen Pfad sowie eindrucksvolle Aussichten inmitten einer vielfältigen Pflanzenwelt. Gleichzeitig stellt der Naturschutz klare Anforderungen an die Nutzung der Fläche, denn auf diesen Lebensraum haben sich viele, teils seltene Tier- und Pflanzenarten, spezialisiert. Naturschutz und Tourismus treffen hier aufeinander – wie kann beides langfristig in Einklang gebracht werden?

Am 24. Juni 2025 leiteten sieben Studentinnen einen interaktiven Naturspaziergang durch die Niedersfelder Hochheide bei Winterberg im Sauerland. An fünf Stationen konnten Expert*innen aus den Bereichen Tourismus, Naturschutz und Forstwirtschaft ihr Wissen teilen. Ziel war es, einen offenen Austausch zwischen verschiedenen Interessengruppen und Bürger:innen zu schaffen und dabei gleichzeitig ein gegenseitiges Verständnis zu fördern.

Etwa 17 Gäste und Professor Alexander Mäder nahmen an dem zweistündigen Spaziergang teil. (Foto: Amelie Ruhr)

Hochheidehütte – Einkehr oder Eingriff?

Zu Beginn des Spaziergangs stellte Susanne Kleinsorge von der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH die Bedeutung der Hochheidehütte als Einkehrmöglichkeit entlang des Rothaarsteigs vor. Benedikt Wrede vom Naturpark Diemelsee schilderte aus Sicht des Naturschutzes, dass Hütten nicht überall entstehen dürften, um sensible Naturräume zu schützen. Die Wahl der Hochheidehütte sei aus baurechtlichen Gründen sowie mit Blick auf das Wasserschutzgebiet bewusst getroffen worden.

Die Teilnehmenden des Spaziergangs halten grüne oder gelbe Karten in die Höhe.
Eine Abstimmung mit Ampelkarten zeigte, dass Hütten nicht in jeder Landschaft zulässig sind und daher im Einklang mit dem Naturschutz gesehen werden sollten. (Foto: Paula Mader)

Tourismus trifft Geschichte am Clemensberg

Am Clemensberg nutzten die Teilnehmenden den Panoramablick, um über die historische Entwicklung und die Eigentumsverhältnisse der Region zu sprechen. Benedikt Wrede erläuterte die Geschichte der Hochheide, die bereits 1831 erstmals erfasst wurde. Die Fläche der Heide stellt mit 838 Metern einen der höchsten Punkte der Region dar. Susanne Kleinsorge betonte darüber hinaus die Bedeutung des Clemensbergs als beliebter Aussichtspunkt während der Heideblütezeit.

Input von Benedikt Wrede an der zweiten Station am Clemensberg. (Foto: Nora Greß)

Diskutiert wurde zum einen, wie die touristische Infrastruktur sinnvoll platziert werden kann, ohne den Erhalt der Natur vor Ort zu gefährden. Am Beispiel der Windharfe – die nach Beschwerden stumm geschaltet wurde, um die Ruhe der Anwohnenden zu wahren – zeigt sich, wie wichtig eine gute Abstimmung zwischen Tourismus, Behörden und Naturschutz ist.

Besucherlenkung und Heidepflege: Wie viel Schutz ist nötig?

Der Spaziergang wurde rund um den Goldenen Pfad fortgesetzt, wo der Schwerpunkt auf der Besucherlenkung lag. Dabei berichtete Susanne Kleinsorge, dass es früher einen Naturweg gab. Viele Menschen hätten jedoch den richtigen Umgang mit der Natur verlernt. „Man kann immer nur versuchen, an den Verstand zu appellieren und den Menschen Empfehlungen mitzugeben“, so Kleinsorge. Ziel sei es, Besuchende durch Informationstafeln und Wegweiser für ein respektvolles Verhalten zu sensibilisieren.

Benedikt Wrede sieht im Tourismus eine Chance – allerdings nur, wenn eine gezielte Besucherlenkung und Rücksichtnahme gewährleistet sind. Er betonte, dass verbotene Trampelpfade trotz Sperrungen weiterhin begangen werden. Inzwischen setzt man auf Barrieren, um die Besuchenden auf den vorgesehenen Wegen zu halten – bislang nur mit begrenztem Erfolg.

Viele Teilnehmenden betonten, dass der Pflegeeinsatz notwendig sei, um den Charakter der Landschaft zu erhalten. (Foto: Alexander Mäder)

 

Auch das Thema Heidepflege wurde thematisiert. Benedikt Wrede hob vor allem die Notwendigkeit gezielter Pflege- und Schutzmaßnahmen für die Heide hervor. Während früher große Flächen auf einmal bearbeitet worden seien, pflege man heute gezielt kleinere Flächen. Dadurch können Vegetationsinseln entstehen, um unterschiedliche Entwicklungsstadien zu ermöglichen. Susanne Kleinsorge wies zudem darauf hin, dass die Müllvermeidung für die Pflege und den Erhalt der Heide eine wichtige Rolle spiele und Besuchende zur Mitnahme ihres Mülls motiviert werden sollten.

Der Übergangsbereich zwischen Heide und Wald ruft unterschiedliche Perspektiven bei den Teilnehmenden hervor. (Foto: Alexander Mäder)

 

Zwischen Heide und Wald – ein Gleichgewicht schaffen

Anschließend stellten Frank Rosenkranz und Dirk Hampel vom Regionalforstamt Oberes Sauerland ihre fachlichen Einschätzungen zum Übergangsbereich zwischen Heide und Wald vor. Rosenkranz beschrieb, wie sich das Gebiet ohne Pflegemaßnahmen durch natürliche Sukzession entwickeln könnte und sprach auch über die Folgen des Klimawandels: „Das Ökosystem Wald kommt mit der Dynamik des Klimawandels nur sehr schlecht zurecht. Wir versuchen von Seiten der Forstwirtschaft, das Ökosystem Wald mit anderen Baumarten und einer anderen Behandlung der Wälder zu unterstützen“. Da sich in diesem Raum unterschiedliche Nutzungsinteressen von Mountainbikenden, Wandernden und Jäger*innen begegnen, sei es wichtig, Aufsichtsformate wie den Spaziergang zu nutzen, um gegenseitige Verständnis zu fördern, ergänzte Hampel.

Frank Rosenkranz erklärt, dass alte Buchen und Stockausschläge auf eine frühere Nutzung des Waldes hinweisen. (Foto: Amelie Ruhr)

 

Zum Abschluss versammelte sich die Gruppe in der Hochheidehütte zu einer Reflexionsrunde. Dabei wurde deutlich, dass viele Teilnehmende wertvolle Eindrücke aus dem Spaziergang mitnahmen und ihre Perspektiven erweitern konnten – teils war bereits vorher ein gewisses Verständnis für die Gegenseite vorhanden. Der Naturspaziergang bot eine offene Atmosphäre für den Austausch, sodass der Dialog zwischen Tourismus, Naturschutz und Öffentlichkeit konstruktiv und gut angenommen wurde.

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