Ein Rollstuhl auf Kies – geht das überhaupt? Welche barrierefreien Möglichkeiten gibt es denn sonst, für Menschen mit Beeinträchtigungen? Quelle: Lara Fleischmann
Barrierefreiheit im Wald ist von großer Bedeutung für eine inklusive Naturerfahrung. Warum ist das so wichtig? Und welche barrierefreien Möglichkeiten gibt es im Sauerland, um den Wald zu genießen und einen Urlaub zu planen?
Was bedeutet Barrierefreiheit im Wald und warum ist sie so wichtig?
Stellt euch vor, ihr schlendert durch einen dichten Wald, atmet die frische Luft ein und lauscht dem Zwitschern der Vögel. Für viele Menschen ist dies eine Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und Kraft zu tanken. Doch für Menschen mit Behinderungen oder für ältere Menschen ist dieser Zugang zur Natur oft mit Hindernissen verbunden.
Barrierefreiheit im Wald bedeutet, dass diese Hindernisse beseitigt werden und alle Menschen die Natur uneingeschränkt erleben können. Dies umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die sicherstellen, dass Wanderwege, Informationstafeln, Toiletten und Freizeitangebote für alle zugänglich sind. Der Zugang zur Natur soll das körperliche und geistige Wohlbefinden fördern, Erholung bieten und allen Menschen ermöglichen, die Schönheit und Ruhe der Wälder zu erleben.
Eine barrierefreie Naturerfahrung geht über den reinen Zugang hinaus. Sie umfasst auch die Gestaltung der Infrastruktur und die Bereitstellung von Informationen, die für alle verständlich sind. Barrierefreie Wege und Einrichtungen tragen zur sozialen Inklusion bei, indem sie sicherstellen, dass niemand von gemeinsamen Aktivitäten ausgeschlossen wird. Dies stärkt das Gemeinschaftsgefühl und sorgt dafür, dass alle Menschen unabhängig von ihren individuellen Einschränkungen die Möglichkeit haben, die Natur des Waldes zu genießen und zu schätzen.
Die Barrierefreiheit im Wald
In vielen Regionen wurden bereits erhebliche Fortschritte gemacht, um die Barrierefreiheit in Wäldern zu verbessern. Diese Maßnahmen umfassen:
- Barrierefreie Wanderwege: Diese Wege sind breit, eben und haben einen festen, rutschfesten Belag, der für Rollstühle und Kinderwägen geeignet ist. Sie verfügen über geringe Steigungen und ausreichend Ruheplätze. Ein Beispiel für einen solchen Weg ist der barrierefreie Wanderweg “Große Freiheit Siebenstern” bei Olsberg. Er ist ein 2 Kilometer langer Naturerlebnis-Weg, der ohne Probleme mit Rollstuhl, Fahrrad, Kinderwagen oder ganz klassisch zu Fuß erkundet werden kann.
- Informationstafeln und Beschilderung: Gut sichtbare und leicht verständliche Schilder, Informationen in Brailleschrift und taktile Elemente sowie Audioguides oder mobile Apps bieten zusätzliche Unterstützung. Diese Informationsmittel sorgen dafür, dass Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen Zugang zu wichtigen Informationen haben und sich sicher und eigenständig im Wald bewegen können.
- Behindertengerechte Toiletten: Solche Anlagen bieten ausreichend Platz und Haltegriffe für Rollstuhlfahrer und sind entlang der Wege sowie an zentralen Plätzen zu finden. Diese Toilettenanlagen sind speziell darauf ausgelegt, einen komfortablen und hygienischen Aufenthalt im Wald zu ermöglichen.
- Zugang zu Aussichtspunkten und Naturerlebnissen: Rollstuhlgerechte Aussichtsplattformen, barrierefreie Picknick- und Rastplätze sowie Naturerlebnisstationen und interaktive Elemente sorgen für umfassende Erlebnisse.
- Unterkünfte und Gastronomie: Barrierefreie Hotels und Ferienhäuser, bieten komfortable Aufenthaltsmöglichkeiten. Diese Unterkünfte sind darauf ausgelegt, Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen eine angenehme und barrierefreie Umgebung zu bieten, in der sie sich wohlfühlen können.
- Freizeitangebote und Aktivitäten: Geführte Touren, barrierefreie Angelplätze und Bootsanlegestellen sowie Erlebnispfade und Lehrpfade ermöglichen es allen, Wege zu bestreiten.
Die Barrierefreiheit im Sauerland
Das Sauerland, bekannt für seine dichten Wälder, sanften Hügel und malerischen Landschaften, hat sich in den letzten Jahren darum bemüht, barrierefreie Naturerlebnisse zu errichten. Impulsworkshops sollen gerade bei Tourismusverantwortlichen Bewusstsein schaffen. “Wichtig ist zu begreifen: Wenn komfortable – am besten barrierefreie – Angebote wie selbstverständlich geschaffen werden, dann ist das entscheidend für eine große Zahl von Gästen. Im Prinzip nutzen sie aber allen”, sagt Sabine Risse, Verantwortliche für das Thema „Sauerland-Komfort“ beim Sauerland-Tourismus. Diese Bemühungen spiegeln sich in einer Vielzahl von Angeboten und Einrichtungen wider, die darauf abzielen, allen Menschen den Zugang zur Natur zu ermöglichen.
1. Barrierefreie Wanderwege und Erholungsgebiete:
- Der Kahle Asten: Einer der bekanntesten Berge im Sauerland bietet barrierefreie Wege und eine Aussichtsplattform, die für Rollstuhlfahrer zugänglich ist. Hier können Besucher die atemberaubende Aussicht auf die umliegenden Wälder und Täler genießen. Der Kahle Asten ist ein idealer Ort für einen Tagesausflug, bei dem alle Besucher die Schönheit der Natur erleben können, ohne auf Hindernisse zu stoßen.
- Der SauerlandRadring:Dieser Radweg hat Abschnitte, die speziell für Menschen mit Behinderungen geeignet sind. Er führt durch malerische Landschaften und bietet zahlreiche Möglichkeiten für eine entspannte Radtour. Die Strecke ist so konzipiert, dass sie auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität leicht zugänglich ist, und bietet an verschiedenen Punkten entlang des Weges barrierefreie Rastplätze und Informationsstationen.
2. Behindertengerechte Unterkünfte
- Vakantiehotel Der Brabander: Dieses Hotel bietet komplett barrierefreie Zimmer und Einrichtungen. Das Hotel ist speziell darauf ausgelegt, den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht zu werden, und bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen, die den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten sollen.
Spezielle Freizeitangebote und Aktivitäten:
1. Hennesee: Dieser See bietet barrierefreie Angelplätze und einen Zugang für Rollstuhlfahrer, um Wassersportaktivitäten zu genießen. Der Hennesee ist ein beliebtes Ausflugsziel und bietet zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, die für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen zugänglich sind.
2. Geführte Touren: Es werden regelmäßig geführte Wanderungen speziell für Menschen mit Behinderungen angeboten. Diese Touren ermöglichen ein intensives und inklusives Naturerlebnis und bieten gleichzeitig die notwendige Unterstützung. Die Touren werden von erfahrenen Guides geleitet, die auf die Bedürfnisse der Teilnehmer eingehen und sicherstellen, dass alle einen angenehmen und bereichernden Ausflug erleben können
3. Wheelmap: Für allgemeine Informationen und Tipps zur Barrierefreiheit in der Region bietet die Wheelmap eine hilfreiche Übersicht. Hier können Nutzer barrierefreie Orte finden und selbst Einträge hinzufügen und so die Planung eines barrierefreien Ausflugs oder Urlaubs erleichtert.
4. Besondere Führungen:
- Gästeführungen für sehbehinderte und blinde Menschen: In Soest und Olpe gibt es spezielle Führungen, die auf die Bedürfnisse sehbehinderter und blinder Menschen abgestimmt sind. Diese Führungen bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Geschichte und Kultur der Region zu erleben. Sie sind speziell darauf ausgelegt, allen Teilnehmern ein umfassendes und bereicherndes Erlebnis zu bieten.
- Stadtführung im Sitzen: In Schmallenberg wird eine Stadtführung im Sitzen angeboten, die besonders für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet ist. Diese Führung bietet eine bequeme Möglichkeit, die Sehenswürdigkeiten und Geschichten der Stadt zu entdecken, ohne sich dabei körperlich anstrengen zu müssen.
Das Projekt „Barrierefrei im Sauerland“
Das Projekt „Barrierefrei im Sauerland“ hat viele Verbesserungen für Menschen mit Handicap initiiert. Durch die Förderung von „Aktion Mensch“ konnten zahlreiche Maßnahmen umgesetzt werden, um die Region barrierefreier zu gestalten. Eine große Abschlussveranstaltung ist für den Herbst geplant, um die Erfolge des Projekts zu feiern und zukünftige Ziele zu diskutieren.
„Barrierefreiheit bedeutet, dass Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen die gleichen Möglichkeiten haben, die Natur zu genießen“, sagt Bernhard Pilgram, ein Vertreter der Initiative, in einer Pressemitteilung. „Wir möchten vermitteln, dass Barrierefreiheit die Lebensqualität steigert und allen nutzt: Menschen mit und ohne Behinderung, Senioren, Kindern, Eltern und Menschen, die nur vorübergehend in ihrem Gehvermögen eingeschränkt sind.“
Am 11. Mai 2023 beteiligt sich die Projekt-Initiative „Barrierefrei im Sauerland“ am europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Auf dem Schmallenberger Schützenplatz werden Alterssimulationsanzüge, eine FM-Funkanlage für hörgeschädigte Menschen und weitere Hilfsmittel vorgestellt. „Wir treten ein für eine barrierefreie Gesellschaft. Barrierefreiheit sollte kein Luxus sein, sondern muss zu einer Selbstverständlichkeit werden“, erklärt Pilgram.
Fazit?
Barrierefreiheit im Wald ist nicht nur ein wichtiger Schritt hin zu mehr Inklusion, sondern auch ein Gewinn für alle Menschen, die die Natur erleben möchten. Das Sauerland zeigt, wie Barrierefreiheit in der Natur umgesetzt werden kann. Mit einigen Angeboten und Einrichtungen ermöglicht es Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, einen erholsamen Urlaub in der Schönheit der Wälder zu verbringen. Es ist jedoch ein „Work in Progress“, man arbeitet daran und man wird bald bestimmt noch mehr inklusive Angebote sehen.
Entdeckt die barrierefreien Möglichkeiten im Sauerland und erlebt die Natur in all ihren Facetten – ohne Hindernisse und Barrieren. Ob durch barrierefreie Wanderwege, spezialisierte Freizeitangebote oder behindertengerechte Unterkünfte – das Sauerland bietet für jeden die Möglichkeit, die Natur in ihrer ganzen Pracht zu genießen.
Falls euch die aktuelle Lage des Waldes im Sauerland interessiert, lest auch unseren Beitrag über den Borkenkäfer im Wald!