Was passiert, wenn Studierende aus zwei völlig unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam auf eine Exkursion fahren? Im Sauerland haben sich angehende Expert:innen für „Nachhaltiges Regionalmanagement“ und „Crossmedia Redaktion/Public Relations“ zusammengetan, um herauszufinden, wie deliberative Kommunikation dazu beitragen kann, die Anforderungen von Naturschutz und Erholungssuchenden an den Wald miteinander zu vereinbaren.
Vom 29. September bis 3. Oktober 2024 fand eine fünftägige Exkursion ins Sauerland statt, die sich mit Konflikten beschäftigte, die zwischen Erholungssuchenden und den Zielen des Naturschutzes in Wäldern auftreten können. 17 Studierende der Hochschule der Medien (HdM) und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) hatten die Möglichkeit, einerseits ihre Kompetenzen im Bereich des Managements von natürlichen Ressourcen und andererseits ihrer Medienkompetenz miteinander zu verbinden. Die wissenschaftliche Leitung lag bei Prof. Dr. Monika Bachinger (HFR), während Prof. Dr. Alexander Mäder (HdM) die mediale Umsetzung betreute.
Auf Basis des vermittelten Know-hows der Sauerländer Expert:innen entstanden als Ergebnis der Exkursion vier verschiedene Medienproduktionen. Ein Team widmete sich der Frage, wie Wanderwege gestaltet sein könnten, um Naturschutz und Tourismus zu vereinen. Ein weiteres Projekt setzte sich mit der Problematik von Weihnachtsbaumplantagen auseinander, indem ökologische und touristische Perspektiven beleuchtet und in einem Videoformat aufbereitet wurden.
Zwei weitere Teams konzentrierten sich auf den Sauerländer Skitourismus und die damit verbundenen ökologischen Herausforderungen. In Form eines Videos wurde die Umweltverträglichkeit von Speicherbecken für künstliche Beschneiung aus Sicht des Naturschutzes untersucht. Parallel dazu produzierte eine Gruppe einen Podcast, der die Konflikte zwischen Naturschutz und Skitourismus thematisiert und unterschiedliche Standpunkte zu künstlicher Beschneiung und der Ausdehnung von Skipisten gegenüberstellt.
Ziel der medialen Produktionen ist es, die Vielfalt an Perspektiven auf potenzielle Nutzungskonflikte im Sauerland darzustellen, um so deliberative Lösungsansätze zu unterstützen. Die Formate werden Anfang November auf den „Wir im Wald“-Kanälen, darunter Instagram, Facebook, YouTube, Soundcloud, Spotify sowie dem Blog, publiziert.
Programm der Sauerland Exkursion
Die Exkursion umfasste zudem eine Reihe von Aktivitäten, die den Teilnehmenden tiefere Einblicke in Konflikte erlaubten, die im Sauerland aufgrund besonderer Gegebenheiten in der Waldbewirtschaftung auftreten. Eine Rolle spielen hierbei insbesondere Kahlflächen, die aufgrund von Windwurf, starker Trockenheit und damit verbundenen waldbaulichen Maßnahmen in den letzten Jahren entstanden sind.
Waldspaziergänge mit Sauerländer Expert:innen
Im Rahmen von Waldspaziergängen führten die Studierenden Gespräche mit Expert:innen wie Frank Rosenkranz, Forstamtsleiter des Regionalforstamts Oberes Sauerland, zu aktuellen Herausforderungen im Sauerländer Wald. Sabine Risse von der Sauerland-Tourismus e.V. und Susanne Kleinsorge von der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH beleuchteten die touristischen Perspektiven. Sie zeigten auf, wie stark Tourismus, Natur und Wald miteinander verzahnt sind – und welche Maßnahmen ergriffen werden, um gegenseitiges Verständnis und Unterstützung zu fördern.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf einer Wanderung mit Dr. Axel Schulte vom Naturschutzzentrum Hochsauerlandkreis, die sich mit der Erschließung erlebnisreicherer Streckenverläufe abseits der Wirtschaftswege und deren Auswirkungen auf Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) beschäftigte.
Die Studierenden erhielten zudem von Wanderexperte Rüdiger Grebe Einblicke in das geplante Projekt „Wanderlabor“ während einer Wanderung entlang der Via Celtica in Bad Berleburg, einem der drei Premium-Wanderorte Deutschlands.
Medienlandschaft im Sauerland
Zusätzlich hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, die lokale Medienlandschaft näher kennenzulernen. Hermann-J. Hoffe, Herausgeber von „WOLL – Magazin für die Sauerländer Lebensart“, erläuterte in einem Vortrag die Themen und Herausforderungen des Magazins und teilte Einblicke in die redaktionellen Prozesse und die Bedeutung von lokalem Journalismus.
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch bei Radio Sauerland, wo die Teilnehmenden von Chefredakteurin Anke Gebhardt und Moderatorin Joëlle Hermes umfassende Einblicke in die redaktionelle Arbeit und die technischen Abläufe des Senders erhielten. In einem anschließenden Gespräch konnten sie Fragen stellen und mehr über die Arbeit eines lokalen Rundfunksenders erfahren.