Am ersten Wochenende des neuen Jahres machten sich vier Studierende der Hochschule der Medien mit Prof. Dr. Alexander Mäder, der das Wir im Wald Projekt auf Seiten der HdM betreut, und Projektmitarbeiterin Janina Erb auf den Weg nach Miesbach. An zwei Tagen erkundeten sie den Hirschberg sowie den angrenzenden Wallberg. Die Studierenden hatten die Möglichkeit, sich einen Überblick über die Situation in der Fallregion Miesbach zu verschaffen. Neben vielen verschiedenen Eindrücken der Bayerischen Berglandschaft trafen die Stuttgarter Studierenden auch auf viele Wintersporttreibende und Tourist*innen.
Mit Expert*innen auf dem Berg
Für die fachliche Expertise rund um das Birkhuhn und dessen Lebensraum am Hirschberg waren die Studierenden mit Florian Bossert, hauptamtlicher Gebietsbetreuer im Mangfallgebirge für den Landkreis Miesbach, sowie Jörn Hartwig, ehemaliger Revierförster und Naturschutzreferent des DAV Sektion Tegernsee, vor Ort unterwegs. Bereits nach wenigen Stunden am Berg wurde klar, wie beliebt der Wintersport am Hirschberg ist. Laut Gebietsbetreuer Bossert, sind es die vielen verschiedenen Wintersportarten, welche die Population des Birkhuhns gefährden. Denn neben Skitouren werden besonders Schneeschuhwanderungen am Hirschberg immer beliebter. Dabei ist es laut Naturschutzexperte Bossert ”nicht eine Wintersportart, die das Hauptproblem ausmacht”, sondern vielmehr die Masse an Menschen, die sich teils schon am frühen Morgen auf den Hirschberg begeben. Laut seinem Kollegen Hartwig gab es vor einigen Jahren sogar das Bestreben, Skitouren in der Nacht auf dem Hirschberg anzubieten. Diese wurden aber nach einigen Anläufen zum Wohle von Tier und Natur wieder eingestellt. Besonders prekär ist, dass die Birkhühner im Winter viel empfindlicher auf Störungen reagieren als zu anderen Jahreszeiten.
Das Mangfallgebirge rund um den Hirschberg ist für die Birkhühner ein besonders wichtiger Lebensraum. Denn er ist ein entscheidender Trittstein vom Wallberg, dem Rotwandgebiet bis hinüber in das Karwendelgebirge und in die Bayerischen Voralpen. Wenn der Hirschberg als Lebensraum immer weiter schrumpft, werden die Distanzen zwischen den einzelnen Lebensräumen der Birkhühner immer größer und gefährden so die Existenz der Art, erklärt Birkhuhn-Experte Bossert.

Verhalten auf dem Berg
Durch den ansteigenden Bergtourismus in den vergangenen Jahren wurden vermehrt Schilder vom Deutschen Alpenverein und der Gebietsbetreuung Mangfallgebirge des Landkreises Miesbach zum Wald-Wild-Schongebiet am Berg angebracht. Diese wurden laut Gebietsbetreuer Bossert bereits überarbeitet, um ihre Wirkung auf die Tourist*innen zu verstärken. Auch die lokale Skischule am Hirschberg schult ihre Skilehrer*innen auf ein rücksichtsvolles Verhalten am Berg. Trotzdem wissen noch immer viele Tourist*innen nichts von der Bedrohung des Birkhuhns durch Wintersport. So sagte eine befragte Touristin, dass sie noch nichts von den bedrohten Birkhühnern gehört habe und das, obwohl sie den Hirschberg bereits seit 40 Jahren regelmäßig besucht.
Der Hirschberg als Lebensraum
Der Hirschberg hat für die Populationen der Birkhühner eine wichtige Verbindungsfunktion. Dadurch, dass der Hirschberg einen Ost-West verlaufenden Grad hat, sind die Süd-, sowie die Nordseite besonders wichtig für die Tiere. Die abgewandte Nordseite ist die kältere Seite des Berges. Dort vergraben sich die Tiere im häufig vorkommenden Pulverschnee. Auf der Südseite des Hirschbergs schmilzt der Schnee als erstes. Somit finden die Birkhühner dort die dringend benötigte Nahrung.
Wie geht es nun weiter?
Laut den befragten Expert*innen und den Erfahrungen vor Ort, ist am Hirschberg kein Rückgang des Wintersporttourismus zu erwarten. Probleme würden meist nicht die neu hinzukommenden Tourist*innen, sondern die Einheimischen bereiten. Diese seien oft nicht bereit, ihre seit Jahren bestehenden Routen abseits der offiziellen Wege zu verlassen, erklärt Hartwig. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass der Tourismus für die Region rund um den Tegernsee eine wichtige Einnahmequelle ist und auch lokale Skischulen sowie Wintersportverleihe vom ansteigenden Tourismus profitieren. Der Gebietsbetreuer Florian Bossert wünscht sich daher einen “naturverträglichen Tourismus”, bei dem sich “jeder persönlich etwas zurücknimmt und respektvoll mit der Natur umgeht”. Inwieweit dies gelingt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen.
Würdest du für den Schutz von Tieren und Natur auf Wintersport verzichten?
Was ist deine Meinung zu diesem Konflikt? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!